30 Jahre medica mondiale. Inge Bell gratuliert.


Mehr als 30 Jahre setzen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von

► medica mondiale für Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten ein, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. Die Frauenrechts- und Hilfsorganisation arbeitet in vielen Ländern. Inge Bell gratuliert zum 30-Jährigen Jubiläum:

 

 

"Liebe Frauen von medica mondiale, liebe Monika Hauser, die du diese starke Hilfsorganisation gegründet hast!

 

Ich gratuliere dir und euch von Herzen zu eurem Jubiläum: 30 Jahre medica mondiale! 

 

Krieg liegt eurem Einsatz zugrunde. Vielmehr die Auswirkungen, die Kriege auf Mädchen und Frauen haben.

 

medica mondiale hilft seit 30 Jahren Mädchen und Frauen, die sexualisierter Gewalt im Krieg ausgesetzt waren und sind, die Kriegsvergewaltigungen erlitten haben und erleiden, weil auch Vergewaltigungen eine Kriegswaffe sind. Nach dem zynischen Motto: Mach die Frauen und Mädchen kaputt, damit zerstörst du eine Gesellschaft.

 

1993 im Bosnien-Krieg hast du, liebe Monika Hauser, als Frauenärztin diese Gewalt und das Leid der Frauen gesehen: über 25.000 muslimische Mädchen und Frauen wurden während des Bosnien-Kriegs systematisch und massenweise von serbischen Soldaten vergewaltigt, viele wurden schwanger von ihren Peinigern, wurden wegen dieser vermeintlichen Schande verstoßen von ihren Familien, waren zutiefst traumatisiert. So kam es, dass du medica mondiale gegründet hast. Um diesen Mädchen und Frauen, deren Körper zum Schlachtfeld gemacht wurde und deren Seele zerstört werden sollte, Hilfe zu geben, eine Zukunft - und ihnen damit ihre Würde zurückzugeben. Medizinische Hilfe für den Körper, therapeutische Hilfe für die Seele - und eine lebenswerte Zukunft für die Frauen und ihre Kinder.

 

Seit 30 Jahren setzt du dich zusammen mit deinen Mitstreiterinnen bei medica mondiale unbeirrt gegen sexualisierte Gewalt als strategische Kriegsführung ein: vor Ort in den Kriegs- und Krisengebieten in Osteuropa, Afrika, auch in Afghanistan, solange es noch möglich war, bis 2021 die Taliban die Macht übernommen haben und die Mädchen und Frauen wieder ins Dunkel stießen.

 

Liebe Monika, du und ich wir haben uns kennengelernt im Jahr 2000, als ich als junge ARD-Auslandsreporterin über den Kosovo-Krieg berichtete, als ich den Skandal im ARD-Weltspiegel aufdeckte "Deutsche KFOR-Soldaten auf dem Babystrich". Als massenweise Mädchen und junge Frauen aus ganz Osteuropa zum Kriegsschauplatz herangekarrt wurden, um "Dienst" an den UN-Friedenstruppen zu tun, auch den deutschen Friedenstruppen: die Mädchen und Frauen wurden für die Soldaten zur Prostitution gezwungen. Doch die deutsche Bundeswehr wollte davon nichts wissen, sie stritt lange ab, dass deutsche Soldaten im Auslandseinsatz zu zwangsprostituierten Minderjährigen gehen. Doch du und ich und Amnesty International - wir wussten es besser. Und tatsächlich änderte sich etwas, die Bundeswehr hat gelernt: mittlerweile werden deutsche Soldaten sensibilisiert und geschult für den Ausandseinsatz, landeskundlich und menschenrechtlich. Auch dank deinem Einsatz! 

 

Denn es genügt dir nicht, den Mädchen und Frauen tatkräftig zu helfen. Der Einsatz von medica mondiale geschieht auf allen Ebenen, auch politisch. Die Ächtung von Vergewaltigung als Kriegswaffe gehört dazu, sie wurde erreicht, es gibt eine UN-Konvention dagegen. Doch die sexualisierte Gewalt in Kriegs- und Krisengebieten hat nicht aufgehört. Deine und eure Arbeit bei medica mondiale darf deshalb auch nicht aufhören. So sehr ihr euch das wahrscheinlich wünscht. Denn kriegstraumatisierte Mädchen und Frauen brauchen euch. Deshalb bleibt bitte weiterhin eurem Motto treu: "Nicht aufhören, anzufangen".

 

Bleibt unbeirrt!

 

Und lasst euch feiern! Alles Gute zum Jubiläum!"


Video: Stefan Baumgarth


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